Frauen

Geschlechtergerechtigkeit als Ziel moderner grüner Frauenpolitik

Aufgrund der bisherigen Tätigkeit als frauenpolitische Sprecherin der Römerfraktion sehe ich für die kommenden Jahre insbesondere 3 Punkte auf der Agenda:

Ein geschlechtergerechter Haushalt, in dem bei Ausgaben und Kürzungen jeweils beachtet wird, wer betroffen ist oder profitiert. Eine gendergerechte Stadtplanung und -entwicklung, die den unterschiedlichen Bedürfnissen und Bedarfen gerecht wird. Genderaspekte in Stadtplanung und Entwicklung waren auch Thema meiner Veranstaltung im Juni 2010. Unterlagen finden sie =>hier.

Die offene und wirkungsvolle Bearbeitung des Themas Gewalt gegen Frauen in allen sozialen und ethnischen Zusammenhängen. Ob alltägliche Gewalt in der Familie, Vergewaltigungen, Zwangsverheiratungen, Zwangsprostitution, weibliche Genitalverstümmelung, „Ehrenmord“, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, hier braucht es zusätzliche neue Ansätze, mehr Mittel und mehr Engagement um dieses zivilisatorische Defizit so weit wie möglich zu beseitigen und den Gewaltopfern Schutz zu bieten.

Jüngste Studien zeigen, dass über 40% aller derzeit lebenden Frauen schon Gewalterfahrungen in ihrem Leben hatten. Ich wünsche mir Frankfurt als sicheren Ort für Frauen. Zwar sind auch Männer von Gewalt bedroht, dennoch zeigen auch die aktuellsten Studien weiter auf, dass die Opfer gerade sexualisierter Gewalt zum größten Teil Frauen sind.

Meine Ziele für Frankfurt 2016:

EIN FRIEDLICHES UND GEWALTFREIES LEBEN ERMÖGLICHEN

Schutz vor Gewalt sicherstellen.

Gewalt ist nie privat! Öffentlichkeit in allen sozialen, institutionellen und ethnischen Zusammenhängen verstärken.

Die Ursachen anpacken, Prävention und frühzeitige Intervention ausweiten und bewerten.

Frankfurter Jahresbericht zu Erfolgen und Handlungsfeldern einführen.

Beratung und Betreuung dauerhaft und adäquat wirtschaftlich absichern.

Optimale gesundheitliche Versorgung für Gewaltopfer organisieren.

Adäquate Mittelausstattung im Haushalt durchsetzen

 

 

Dritter Schwerpunkt ist für mich die adäquate Teilhabe von Frauen in der Wirtschaft und Gesellschaft, Initiativen und Projekte für mehr Frauen in Aufsichträten, mehr Frauen in Chefinnensesseln, die Überwindung des Gender Gap.

Um andere Unternehmenskulturen, andere Entscheidungskulturen, um familienfreundliche Produkte und Dienstleistungen aber auch Arbeitsstrukturen zu erreichen, braucht es eine kritische Menge von Frauen in relevanten Positionen und Gremien….  sagt die Unternehmensberatung McKinsey!

Erst seit 40 Jahren dürfen in Deutschland Ehefrauen ohne Erlaubnis des Ehemannes einen Arbeitsvertrag unterschreiben, da wird es ohne Quote nicht gehen diesen Rückstand gegenüber anderen Ländern aufzuholen.

Nutznießer einer Quote werden alle sein, Unternehmen durch größeres HR –Potenzial, bedarfsgerechtere Produktentwicklung, Männer, die Familie und Beruf vereinbaren wollen und die Gesellschaft, auch die Kommune durch höhere Steuereinnahmen und Sozialversicherungseinnahmen, durch niedrigere Transferleistungen. Aber die Business-Frauen lehnen doch die Quote ab?! Das muss nicht überraschen und steht dem auch nicht entgegen.

Keine leistungsbereite, karriereorientierte Frau will sich nachsagen lassen, sie sei nur wegen der Quote auf bestimmte Positionen gekommen – genauso wenig wie als „Alibifrau“, nur wegen „des guten Aussehens“ oder, weil sie sich „hochgeschlafen“ habe. Manche Frauen durchschauen dabei nicht, dass es sich nur um eine neue Spielart der Diskriminierung und Konkurrenzausschaltung handelt.

Was hinzukommt: das offene Bekenntnis zur Quote ist außerordentlich schädlich für die weitere Karriere im Unternehmen und die Zusammenarbeit und Unterstützung durch Kollegen. Genauso wie eine Konkurrentenklage nach dem Antidiskriminierungsgesetz isoliert es die jeweiligen Frauen.

Beleg dafür ist, dass die wenigen Frauen die es an die Spitze geschafft haben, zur Quote eine durchaus differenziertere Position einnehmen:  sie mögen sie zwar auch nicht, aber sie konstatieren, dass sich ohne Quote nichts ändern wird.

Aus dem Wahlprogramm der Frankfurter Grünen

Frauenpolitik ist Grün

Frauenpolitik ist seit der Gründung unserer Partei eines unserer Kernthemen. Vieles hat sich in den letzten 30 Jahren verbessert, nicht zuletzt auch dank Grüner Politik. Auch dank der Arbeit des unter Grüner Verantwortung eingerichteten Frauenreferats wurde in Frankfurt schon viel erreicht. Aktuelle Themen werden besetzt und Initiativen gefördert. Auch im Genderranking ist die Stadt Spitze. So liegt zum Beispiel die Projektkoordination des europäischen Projekts „sister cities going gender“ in Frankfurter Hand.

Dennoch gibt es auch in diesem Bereich noch viel zu tun. Unser gesamtes Programm zielt unter anderem auf eine geschlechtergerechte Stadt. Insofern finden sich viele Aspekte von Grüner Politik für Frauen in Frankfurt an vielen Stellen in diesem Programm. Allerdings sind Frauen und Männer nach wie vor nicht gleichberechtigt. Frauen verdienen bei gleichwertiger Arbeit nach wie vor weniger als Männer. Frauen besetzen bei gleicher Qualifikation nach wie vor weniger Führungspositionen als Männer. Und Frauen leiden nach wie vor deutlich stärker unter Gewalt als Männer. Wir werden nicht ruhen und wir werden auch nicht auf „Frauenpolitik“ verzichten, solange diese Diskriminierungen existieren. Ziel unserer Politik ist die Geschlechtergerechtigkeit – die Verwirklichung von Chancengleichheit für Frauen und Männer.

Gleichstellungs-Aktionsplan erarbeiten

Wir Grüne stehen für einen geschlechtergerechten Stadthaushalt und für eine Stadtentwicklungspolitik, die Mädchen und Jungen, Frauen und Männer gleichermaßen in den Blick nimmt. Wir werden bei allen Planungen und Maßnahmen auf die Auswirkungen auf die verschiedenen Geschlechter schauen. Wir wollen die „Europäische Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf Lokaler Ebene“ unterschreiben und inhaltlich mit Leben füllen. Wir bekennen uns ausdrücklich zu der Verpflichtung der Charta, einen Gleichstellungs-Aktionsplan zu erarbeiten und die Erreichung echter Gleichstellung in der Praxis sicherzustellen. Wir wollen in diesem Zusammenhang die Gender- Mainstreaming-Strategie und die Beschlüsse der Stadtverordneten von 2002 neu mit Leben füllen.

Frauen in Führungsrollen, gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit

Eine große Rolle bei der Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit spielt die private Wirtschaft. Wir wünschen uns in unserer Stadt Unternehmen, die die Potentiale der gesamten Stadtgesellschaft erkennt und nutzt. Dazu gehört, dass Frauen in Führungsrollen zur Normalität werden. Davon sind wir noch weit entfernt. Dazu gehört auch gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit. Auch bei uns gilt nach wie vor, dass Frauen für die gleiche Arbeit wie Männer erheblich weniger verdienen.

Initiierung und Förderung „Frankfurter Frauen in Führung“.

Familienfreundliche Unternehmen

Zur Geschlechtergerechtigkeit gehören auch familienfreundliche Unternehmen, die ihren Angestellten – gerade auch den männlichen Angestellten – die Möglichkeit geben, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Im Bereich der privaten Wirtschaft hat vieles mit Vorbildern zu tun. Wir Grünen wollen im Rahmen der Wirtschaftsförderung Firmen zum Beispiel bei Ausschreibungen besonders unterstützen, die in den genannten Bereichen Vorbilder sein wollen. Wir wollen Forschung und Innovation in den genannten Bereichen fördern. Und wir wollen in der Stadtverwaltung innovative Modelle für mehr

Geschlechtergerechtigkeit im Beruf erproben.

Familienfreundlichkeit und Chancengleichheit in Vergabeverfahren und Wettbewerbe integrieren.

Bedarfsgerechte Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder sicherstellen.

Projekte zur Vereinbarung von Beruf und Pflege anstoßen.

 

Gewaltschutz für Frauen

Schließlich gilt unsere besondere Aufmerksamkeit nach wie vor dem Gewaltschutz, insbesondere von Frauen. Das Gewaltschutzgesetz auf Bundesebene („wer schlägt, geht“) existiert erst seit 2002. Nach wie vor fürchten sich viele Frauen und Mädchen davor,

häusliche Gewalt zur Anzeige zu bringen und sich ihr zu entziehen. Häusliche Gewalt kommt in allen sozialen Schichten vor. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist nach wie vor ein Tabuthema, betrifft aber ebenfalls Frauen in allen Berufsgruppen und Hierarchieebenen. Wir müssen Einrichtungen, die Präventions- und Beratungsangebote machen, ebenso weiter unterstützen wie Frauenhäuser und Einrichtungen mit

Interventionscharakter. Aufklärung über Möglichkeiten der Intervention ist ebenso weiter nötig wie Vernetzung der entsprechenden Einrichtungen. Psychische und physische Gewalt ist nicht hinnehmbar, sie ist nie privat, und es ist die Aufgabe einer nachhaltigen und solidarischen Gesellschaft, sie zu bekämpfen. Wir stellen uns weiterhin dieser Aufgabe.