Gewalt an Frauen

Medizinische Akutversorgung nach Vergewaltigung


Jede siebte Frau erlebt einmal in ihrem Leben eine Vergewaltigung oder schwere Form sexueller Nötigung. Allerdings verbleibt davon der allergrößte Teil im Dunkelfeld: Nur 5% der Betroffenen zeigen die Tat an. Da viele Frauen mehrere Gewalthandlungen erleben, insbesondere auch durch Partner oder Ex-Partner, liegt die Anzeigenquote unter 5% (Aus:Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland, Kurzfassung der Untersuchung von Schröttle und Müller (2004), herausgegeben vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)

In Frankfurt werden jährlich nur ca. 100 Fälle aktenkundig. Bei 95 % im Dunkel ist deshalb davon auszugehen, dass täglich Frauen in Frankfurt vergewaltigt werden, dass jährlich viele hundert Frauen allein mit dem Geschehen und medizinisch unversorgt bleiben. Der Frankfurter Frauennotruf hatte deshalb dankenswerter Weise mit weiteren Fachleuten ein Modellverfahren zur medizinischen Akutversorgung mit Befundung entwickelt.

Die zeitnahe medizinische  Akutversorgung ist nicht nur für zur Heilung akuter und Vermeidung langfristiger Gesundheitsschäden besonders wichtig. Die Möglichkeit Befunde zur Beweissicherung auch ohne sofortige Anzeige sichern zu lassen, so zeigte sich, ist von elementarer Bedeutung für eine dauerhafte Bewältigung des Geschehens.

Leider war das Verfahren weder Betroffenen und Bevölkerung, noch vielen niedergelassenen Ärzten und Krankenhausärzten bekannt.

Das zu ändern und die betroffenen Frauen nicht allein zu lassen, war

Intention eines Antrages der Grünen aus dem September 2011. Nach einer engagierten Debatte im Römer hat sich inzwischen viel bewegt. Dem Frankfurter Frauennotruf ist es mit zäher und engagierter Überzeugungsarbeit gelungen, a l l e  in Frage kommenden Krankenhäuser Frankfurts für dieses Verfahren zu gewinnen.

Die Werbeagentur Young und Rubycon hat pro Bono eine hervorragende Werbekampagne gestaltet. Durch überwiegend private Spenden konnte diese erste Kampagnen-Welle Ende Februar diesen Jahres in die Öffentlichkeit  gebracht werden.
Susanne Fröhlich hat sich als Botschafterin zur Verfügung gestellt.

Frauenreferat, Gesundheitsdezernat und Sozialdezernat der Stadt Frankfurt – mit den drei Dezernentinnen-  stellen Mittel  für zusätzliche Beratungskapazitäten und Erstausstattung der Klinken zur Verfügung.


Zur Information für Betroffene, Öffentlichkeit, Ärzte wurde eine spezielle Website eingerichtet, die umfassende Aufklärung bietet,

Die Wirkung der Kampagne wird wissenschaftlich begleitet, aber bereits jetzt lässt sich Resonanz feststellen. Immer mehr niedergelassene Ärzte, die durch den Frauennotruf mit Informationsmaterial ausgestattet wurden, „überweisen“ Patientinnen an den Notruf. Andere Städte, Einrichtungen und Kliniken außerhalb Frankfurts fragen nach und wollen sich anschließen.

—————————-

MEINE ANFRAGE UND REDE ZU ONE BILLION RISING

One Billion Rising, die Protest- und Tanzaktion gegen Gewalt an Frauen am 14.2 2013, hat  in 205 Ländern weltweit, aber auch in Frankfurt am Main sehr starke Resonanz bei Mädchen und Frauen jeden Alters und jeder sozialen Schicht gefunden und damit die Relevanz dieses Themas für viele Frauen deutlich gemacht.

Ich frage den Magistrat

Welche Erkenntnisse liegen dem Magistrat über die Gewaltbetroffenheit und -gefährdung  von Mädchen und Frauen in Frankfurt  vor und welche Strategien und Maßnahmen werden zur Prävention und Unterstützung auch im Rahmen der europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf kommunaler und regionaler Ebene ergriffen?

MEINE REDE

Mit ONE BILLION RISING hat eine neue Mädchen- und Frauengeneration weltweit eine zeitgemäße Organisations- und Protestform gefunden, um einem weltweit existierenden Missstand, der Gewalt gegen Frauen, Ausdruck zu verleihen. Die Bewegung wurde über sozial Media organisiert und hat selbstbewusste, laute Protestformen gewählt, mit der die Mädchen und Frauen sich aus der Mitleid -und Opferecke und das Thema aus der Nische der Fachberatungen herausgeholt haben.

Bravo!

Die Bewegung wird auch hier in Frankfurt getragen von Frauen und Mädchen,

die nicht länger bereit sind, über dieses Thema aus Scham und Angst zu schweigen,

die nicht akzeptieren, dass ihre Mutter, Schwester, Freundin Gewalt erleiden oder mit Gewaltandrohung leben muss.

Es ist eine Generation von Frauen, die in dem selbstverständlichen Glauben aufgewachsen ist,

dass Männer und Frauen gleiche Rechte und Chancen haben

dass Grundrechte, wie das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Menschenwürde nicht an der Wohnungstür oder am Arbeitsplatz enden und

die den Widerspruch zwischen Verfassungsanspruch und Verfassungswirklichkeit nicht hinnehmen wollen.

 Weiter so!

Gewalt ist nie privat, das ist Erkenntnis der Frauenpolitikerinnen meiner Generation, die seit Jahren versuchen dem Thema das nötige öffentliche Gehör zu verschaffen und für uns ist diese neue Bewegung einfach nur wunderbar.Dass das Frauenreferat sich mit der Bewegung vernetzt, der Aktion in Frankfurt einen Rahmen begeben hat, das zeigt, dass deren Arbeit eben auch nicht in einer Nische verharrt, sondern auch bei diesem Thema in der Mitte der Gesellschaft agiert.

Vielen Dank!

Die Europäische Union hat sich die vollkommene Ächtung von Gewalt an Frauen zum Ziel gesetzt. In Deutschland besteht hier noch erheblicher Handlungsbedarf. Das Rechtsgutachten über die rechtlichen Anforderungen und die Finanzierung des Hilfesystems bei Gewalt von Frau Prof. Dr. Dagmar Oberlies, FH FFM, zeigt auf, dass es schon verfassungsrechtlich geboten ist, die Hilfe bei Gewaltbetroffenheit als staatliche Verpflichtung anzusehen. Derzeitige Praxis ist, dass der überwiegende Teil der staatlichen Finanzierung im Rahmen von  -Haushaltsrestriktionen unterworfenen- freiwilligen Leistungen erfolgt.

CDU und Grüne haben den Gewaltschutz im Koalitionsvertrag verankert, aber darüberhinaus sind diese Maßnahmen immer von einer großen Mehrheit in der Stavo getragen worden.

Es kann uns daher stolz machen, dass Frankfurt sich in vielfältiger Form an den Systemen zur Unterstützung und Prävention beteiligt, in der Verwirklichung der Gleichstellung auch entsprechende Männernetzwerke fördert und mit dem Projekt zur Medizinischen Akutversorgung wieder beispielhaft voran geht.

Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass es so bleibt!

Herzlichen Dank!

GEWALT GEGEN FRAUEN

ist ein Thema, das selten öffentliche und politische Aufmerksamkeit findet.  Ein Ende des Tabus und ein aufgeklärter Umgang mit dieser sozialen Problemstellung ist jedoch die Voraussetzung für die Organisation von Hilfe und Schutz für die Opfer und präventive Maßnahmen z.B. auch durch Angebote für Täter.

Gewalt gegen Frauen findet global in vielfältiger Form statt. Vergewaltigung ist dabei eine besonders zerstörerische Form sexualisierter Gewalt, mit Exzessen im Rahmen kriegerischer Aggressionen, aber auch alltägliche Realität, z.B. in Frankfurt.

Zur besseren Akutversorgung vergewaltigter Frauen in Frankfurt hatte ich daher einen Antrag an die Stadtverordnetenversammlung gerichtet, der am 29.9. zu einer sehr engagierten, fast zweistündigen Debatte im Plenum führte. Die Frankfurter Rundschau betitelte es als „Sternstunde“. Ich bin jedenfalls sehr froh darüber, dass es gelungen ist, das Thema in die Mitte der Gesellschaft zu rücken, und dass inzwischen intensiv an den Maßnahmen gearbeitet wird.

Meinen Antrag NR_68_2011, meine Ausführungen im Frauen und Sozialausschuss und meine Rede in der Stadtverordnetenversammlung sind jeweils in den unterlegten Feldern nachlesen.

Über das Modellverfahren zur Akutversorgung nach Vergewaltigung finden sich umfangreiche Informationen auf der Homepage des Frankfurter Frauennotrufs