Juni 29, 2015

Lebst du schon?! Nationalität: Frankfurterin

Welche Wohnungszuschnitte, Wohnkonzepte und Nachbarschaften brauchen Frankfurterinnen,

waren die Fragestellungen, die im Lesbisch-schwulen Kulturzentrum am 19. April nach einem Impuls von Dr. Andrea Lehr, langjährige wohnungspolitische Sprecherin der Grünen im Römer diskutiert wurden.

Es braucht dringend flächenoptimierte und bedarfsgerechte Wohnungen, darin waren sich alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen schnell einig!

 

In Frankfurt leben 54 % der Bevölkerung in Singlehaushalten und der Anteil der Alleinerziehenden bei den Haushalten mit Kindern beträgt 24 %. Die Lebensentwürfe und Haushalte sind zudem ebenso vielfältig wie der kulturelle Background, der die Stadt bereichert.

Obwohl der Wohnungswirtschaft das in Teilen präsent ist, wie Veröffentlichungen des GdW, des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen aufzeigen, fehlt es an diesem Bedarf entsprechenden Wohnungszuschnitten.

Gerade im Neubau dominiert die Dreizimmerwohnung auf 120 qm mit großer Wohnlandschaft.

Aufgrund der Nachfragesituation am Frankfurter Wohnungsmarkt finden zwar auch diese Wohnungen immer ihren Abnehmer, viele Frankurterinnen und Frankfurter sind jedoch mit dem Angebot unzufrieden. Es fehlt an Wohnungen, z.B. mit annähernd gleich großen nutzungsungebundenen Räumen, Wohnküchen ebenso wie geschlossenen Küchen. Es fehlen Wohnungen für Familien, deren Kinder dem Kleinkindalter entwachsen sind, Alleinerziehende, Wohngemeinschaften und alle anderen Formen des Zusammenlebens.

Im Wohnungsneubau werden Drei-und Vierzimmerwohnungen zudem meistens mit mehr als 100 qm geplant und gebaut.

Damit werden sie inzwischen für breite Schichten der Bevölkerung weder als Mietwohnung noch als Eigentum bezahlbar. Längst gilt das nicht nur für Krankenschwestern und Polizistinnen und Polizisten, sondern auch für viele andere Berufsgruppen, für Lehrerinnen und Lehrer, Technikerinnen und Techniker, Bankangestellte und auch für Doppelverdienerhaushalte.

Unter 12 bis 15 Euro pro qm lässt sich in Frankfurt kein Neubau mehr herstellen. Bezahlbarer Wohnraum für alle sozialen Schichten ist deshalb nur durch Einsparungen bei der Fläche zu erzielen.

Dass hierzu die Nachfrage besteht und dass es funktioniert, zeigen viele effiziente Grundrisse im Geschosswohnungsbau aus den 60er Jahren, in denen Vier- Zimmer -Wohnungen auf 80 qm durchaus üblich waren. Nicht umsonst sind diese Wohnungen auch heute außerordentlich gefragt. Mit den Häusern von Ernst May gibt es in Frankfurt weitere flächeneffiziente Vorbilder, die bis heute funktionieren und sich dauerhafter Beliebtheit erfreuen.

Der immer weiter gestiegene Wohnflächenverbrauch pro Kopf ist eine der Ursachen der Verknappung des Wohnungsangebots mit allen negativen Folgen für Preisentwicklung, aber eben auch für die Umwelt. Flächenoptimierte Wohnungen, die unterschiedlichen Haushaltsformen gerecht werden, sind für das vielfältige und flächenarme Frankfurt das Gebot der Stunde.

Die Forderung nach bedarfsgerechten, flächenoptimierten Wohnungen stand bereit im GRÜNEN Wahlprogramm 2011. Sie muss auch im Programm 2016 stehen und sie muss dann auch endlich umgesetzt werden.