Mai 8, 2011

Gegen den Trend – Nahversorgung und Ladenzentrum Mailänder Straße erhalten!

Gegen den Trend –

Ladenzentrum Mailänder Straße erhalten und sichern

Auch wenn die Entwicklung vielerorts nicht optimistisch stimmt und die politischen Hebel bisher eher unzureichend sind, darf das Engagement um den Erhalt und Ausbau der Nahversorgung in den Quartieren nicht aufgegeben werden.

Politik und Stadtverwaltung können hier nur in Ausnahmefällen, z.B. mit den Smartmärkten einspringen, aber der Markt allein wird es auch nicht regeln.

Wegen der vielfältigen Auswirkungen auf die Quartiere und Stadtteile und auf deren BewohnerInnen ist die Sicherung der Nahversorgung für mich ein Teilaspekt der Daseinsvorsorge, also ein klarer Auftrag für die Stadtpolitik, auch wenn diese keinesfalls an Stelle der Unternehmen handeln soll und kann.

Eine bedarfs- und marktgerechte Nahversorgung ist der Schlüssel für funktionierende, lebendige Quartiere und Stadtteile, mit der Funktion sozialer, Identität stiftender Drehscheiben, für alters- und familiengerechtes Wohnen und mit großer Wirkung auf das Mobilitätsverhalten und damit die Umwelt.

Eine fußläufig erreichbare Nahversorgung ermöglicht außerdem mobilitätseingeschränkten Menschen längere Unabhängigkeit und Teilhabe und hilft damit nicht nur diesen, sondern auch deren Hilfe leistenden Angehörigen.

Bevölkerungsrückgang oder sinkende Kaufkraft sind ja in Frankfurt erfreulicherweise nicht die Ursachen dieser Entwicklung.

Trotzdem führen leider die scheinbare Unverträglichkeit der wirtschaftlichen Interessen von Immobilieneigentümern und Lebensmittelketten, insbesondere aber deren Filialstandards, allerdings auch das Konsumverhalten vieler Menschen zum Ladensterben und zu einer Verödung vieler Quartiere und Stadtteile.

In Sachsenhausen Süd, wo ich selbst wohne, ist der  Anteil der älteren Menschen, wie auch die jüngsten Statistik zeigten, überdurchschnittlich.

Nicht nur deshalb verfolge ich die Entwicklung des Ladenzentrums Mailänder Straße, den verwahrlosten Zustand, die Leerstände seit Jahren mit Sorge. Gespräche mit Anwohnern, Ladenbesitzern, Immobiliengesellschaft und Wirtschaftsförderung finden mindestens alle 14 Tage statt.

Vor mehr als einem Jahr gab es jedoch wieder Hoffnung auf eine gute Perspektive für das Zentrum und das Quartier. In einem von mir initiierten Gespräch mit Vertretern der Wirtschaftsförderung und des Immobilienunternehmens wurden Pläne vorgestellt, die dem Zentrum ein völlig neues Gesicht und eine deutliche Aufwertung des Angebots versprachen. Ein attraktiver Lebensmittelvollversorger sollte z.B. auf doppelter Fläche und Tiefgaragenplätzen tätig werden können, um konkurrenzfähig zu sein.

Mit dieser Perspektive habe ich auch die Kündigungen gegenüber einzelnen Läden und gegenüber den Arztpraxen nicht unbedingt nur kritisch, sondern als Zeichen für Bauvorbereitung gesehen.

Trotz regelmäßiger Nachfragen auch von Seiten der Wirtschaftsförderung wurde jedoch bis heute kein Bauantrag eingereicht.

Um so überraschender kam jetzt die kurzfristige Information, dass der derzeitige Lebensmittelmarkt seinen Vertrag zum 11.6.2011 gekündigt hat.

Das Kommunikationsverhalten sowohl des Marktes, als auch der Immobilienfirma ist mehr als nur verbesserungswürdig. Die unkommentierte, per Hörensagen verbreitete Nachricht musste für Besorgnisse bei den Ladeninhabern und Anwohnern sorgen.

Verlässt der Lebensmittelmarkt tatsächlich ersatzlos das Zentrum, so müssten nicht nur die BewohnerInnen um ihre Versorgung fürchten, sondern auch die anderen LadenbesitzerInnen und Dienstleister und deren Beschäftigte um den Bestand der Unternehmen. Da muss es dann nicht verwundern, wenn Spekulationen über Motive und Fortgang „ins Kraut schießen“.

Für mögliche taktische Manöver zur Verbesserung der wirtschaftlichen Ergebnisse auf dem Rücken der besorgten Anwohner und Selbständigen habe ich dabei kein Verständnis.

Erforderlich ist es vielmehr, die Hängepartie endlich zu beenden und die Baupläne auf den Weg zu bringen. Es ist dringend erforderlich, sich an einen Tisch zusetzen, um die wirtschaftlichen Interessen der Beteiligten in Einklang zubringen und ein markt- und bedarfsgerechtes Ladenangebot in einem attraktiven Umfeld zu entwickeln.  Wirtschaftsförderung und Politik müssen hier unterstützen, Wege ebnen, aber auch die Erwartungen der Stadt deutlich machen. Die Idee im Ladenzentrum bei den Kunden Unterschriften mit der Bitte um Unterstützung durch die Stadt zu sammeln, unterstütze ich daher und bin gespannt, wie die Resonanz ist. Da die Ortsbeiratssitzung unmittelbar bevorstand, hatte ich am 6.5.2011 zusammen mit dem Koalitionspartner eine Tischvorlage vorgelegt, in der der Magistrat aufgefordert wird, umgehend tätig zu werden. Die Antrag wurde im Gremium einstimmig angenommen.

Nächste Woche hoffe ich auf Gespräche mit dem Immobilienunternehmen und Markt und werde jede Gelegenheit nutzen, über die Presse den offenbar notwendigen öffentlichen Druck herzustellen. Bei der intensiven Hochhausbebauung im Quartier war ein Nahversorgungszentrum zur Bedingung gemacht worden.

Über das aktuelle Anliegen hinaus, denke ich, dass möglicherweise  bei ausstehenden Wohnbebauungsprojekten und Expansionswünschen von Lebensmittelketten zusätzliche „Steuerungsimpulse“ erforderlich werden, um die Nahversorgung zu sichern. Mal sehen, was meine KollegInnen im Planungsausschuss dazu meinen.