August 24, 2014

Galopprennen und Tierschutz

Aufgrund meiner Meinungsäußerung gegenüber der Presse, „Galopprennen seien nicht gerade tierfreundliche Sportarten“, hatte ich einige Zuschriften von Rennstallbesitzern erhalten.

Hier eine meiner Antworten dazu und zwei der zahlreichen Quellen.

Sehr geehrter Herr…..

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Gestatten Sie mir eine etwas längere Einleitung, damit Sie meine –korrekt zitierte- Bemerkung vielleicht etwas besser einordnen können.

Als Sachsenhäuserin fühle ich mich der Galopprennbahn in Frankfurt durchaus verbunden. Über 15 Jahre verfolge ich zudem im zuständigen Ortsbeirat das Auf und Ab in der Entwicklung dieser Einrichtung. Viele Anstrengungen waren erforderlich, um den immer wieder auftretenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Leitungsproblemen Abhilfe zu verschaffen. Immer wieder war die Stadt Frankfurt bereit die Konditionen im Sinne der Rennbahn zu gestalten. Vieles, was für alle Pächter der Stadt gilt und auch durch die Hessische Gemeindeordnung zu beachten ist, wurde gegenüber den Rennbahnbetreibern großzügig ausgelegt.

Ich selbst war in den letzten 10 Jahren sicher mindestens einmal im Jahr bei einem Rennen. Um der Frankfurter Tradition willen, wegen der einmaligen Atmosphäre und Örtlichkeit und wegen der schönen Tiere. Wetten interessieren mich nicht, auch habe ich mir die Pferde zunehmend lieber im Führring angesehen, als bei den Rennen.

Und da komme ich zu dem Punkt, der zu meiner Aussage führte, dass der Pferderennsport „nicht gerade eine tierfreundliche Sportart“ sei.

Ja, ohne Frage ist ein Galopprennen eher an die natürlichen Bewegungsabläufe und das Verhalten der Pferde angelehnt, als mancher andere Pferdesport.

Aber auch in Niederrad habe ich beim Rennen z.B. jedes Mal den durchgehenden (und nicht nur 3-7 maligen ) Gebrauch der Peitsche gesehen. Immer wieder habe ich außerdem junge Pferde gesehen, die offenbar überfordert wurden. Beim letzten Rennen im Juni (und das war nicht das erste Mal) ist eine Stute nach dem Zieleinlauf gestürzt und musste eingeschläfert werden.

Ich hatte deshalb in den letzten Jahren Berichte und Studien über Pferderennsport und Tierschutz gelesen. Alles, was ich dort (z.B. bei Herzog und Lindner (1992)) gelesen habe, über die Lebenserwartung und Krankheiten der Rennpferde, über Überforderung und Medikamentierung lässt für mich nur den Schluss zu, dass der Pferderennsport  grundsätzlich „nicht gerade eine tierfreundliche Sportart „ darstellt.

Da ich weder Tierärztin, Zoologin, Rennstallbesitzerin, Reiterin, noch investigative Journalistin bin, habe ich mich aber weitergehender Wertungen enthalten, wie sie in zahlreichen Veröffentlichungen zu finden sind.

Ich bin auch keineswegs eine radikale Tierschutzaktivistin. Ich bin eine Tierfreundin. Ich lese sehr viel über Tiere, sehe Dokumentationen und Berichte und beobachte in meiner Freizeit seit Jahren Tiere in unterschiedlichen Lebensräumen. Dem Tierschutz, wie er im Grundgesetz verankert ist und auch dem 1989 novellierten Tierschutzgesetz fühle ich mich verpflichtet. Die umfangreichen Leitlinien des BMELF(Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forst), die 2009 im Bezug auf die Pferdehaltung präzisiert wurden, waren ebenso Grundlage meiner Meinungsäußerung.  Sehr beeindruckt haben mich die zusätzlichen ethischen Grundsätze, die 1995 vom „Arbeitskreis Ethik“ der Deutschen Reiterlichen Vereinigung beschlossen und verabschiedet wurden. Wenn meine Quellen nicht fehlerhaft sind, wurden diese Grundsätze aber u.a. von Galopprennsportverbänden nicht unterschrieben.

Bei Umsetzung aller geltenden Vorschriften und dieses Conducts würden Pferderennen sicher einen anderen Charakter erhalten. Sicher hätte es auch Einfluss auf Zucht und Rennställe, auf Arbeitsplätze und wirtschaftliche Situation. Ähnliches gilt aber auch für Zoos, für Viehzucht, Zirkusbetriebe, Seeworlds und vieles andere.

Ich kann es mir aber gar nicht anders vorstellen, als dass Menschen, die im Pferderennsport tätig sind, vor allem eine ganz besondere Leidenschaft für diese Tiere haben.

Halten Sie es dann nicht für denkbar, dass der Pferderennsport so transformiert wird, dass er auf Dauer weiterbestehen kann, weil er besonders tierfreundlich ist und auch anderes Publikum anzieht?

Mich hat bei der sehr polarisierten Debatte für und gegen DFB oder Pferderennsport gestört, dass Aspekte des Tierschutzes komplett ausgeblendet wurden.

………

http://www.gut-holzen.de/docs/pferdesport.pdf

http://www.swr.de/report/